Warum die Hauptstraße weiterhin für den Autoverkehr offen bleiben muss.

12 unumstößliche Gründe für eine verkehrspolitische Merkwürdigkeit.

 

Zur Ratssitzung am 3. November hat die Rheinbacher CDU den Antrag gestellt, dass die Verwaltung die "Reduzierung des Verkehrs in der Hauptstraße" als "besonders stadtwirksamen Baustein zur Attraktivierung der Innenstadt" in einer 6-monatigen Probephase prüft. Ziel ist es, den Verkehr auf der Hauptstraße "um etwa die Hälfte" zu reduzieren. Ein Teil des Fahrzeugaufkommens soll über die Grabenstraße und die Löherstraße zum Voigtstor umgeleitet werden, wo er sich wieder mit dem Verkehr der Hauptstraße vereinigt. Damit ist die CDU den Forderungen von Bündnis 90/Die Grünen nach Umwandlung der Hauptstraße in eine Fußgängerzone um etwa die Hälfte entgegengekommen.

Warum beantragt die CDU aber nur halbe Sachen und nicht gleich ein klare, eindeutige Lösung? Wenn mit der Verringerung des Verkehrs sich die Attraktivität der Innenstadt erhöht, müsste doch die autofreie Innenstadt am attraktivsten sein. Dieser Schluss ist jedoch zumindest nach Meinung von CDU, FDP und Gewerbeverein falsch. Sie vermuten, dass es eine Verkehrsstärke gibt, bei der die Innenstadt am attraktivsten ist - und dieses Verkehrsstärke-Innenstadtattraktivitäts-Maximum will die CDU durch einen halbjährigen Test herausfinden! Aber kann dies der einzige Grund sein? Wir Grünen haben intensiv darüber nachgedacht und nach langer Diskussion 12 mögliche weitere Gründe gefunden, warum die Hauptstraße weiterhin für den Autoverkehr offen bleiben muss:

1.      Die Fraktionsvorsitzenden der CDU und FDP haben mit dem Bürgermeister eine Wette abgeschlossen, dass die Hauptstraße in dessen Amtszeit keine Fußgängerzone wird.

2.      Die Anwohner der Hauptstraße sollen nicht auf ihren geliebten Durchgangsverkehr verzichten müssen, die Löherstraße wiederum soll besser ausgelastet werden, da hier zu viel ruhender Verkehr den Verkehrsfluss beeinträchtigt und die Ampeln dort auch bereits für den Verkehr in beide Richtungen ausgelegt sind.

3.      Die Investitionen für den Umbau der Hauptstrasse haben sich noch nicht amortisiert.

4.      Da es in Rheinbach 'zu wenige' Parkplätze gibt, muss die Hauptstraße für die 'Warteschleifen' der suchenden Autofahrer offen bleiben.

5.      Die Geschäftsinhaber wollen wissen, woher ihre potentiellen Kunden kommen und müssen dazu die Nummernschilder durchfahrender Autos notieren.

6.      Die Geschäftskunden müssen aufgrund des Autoverkehrs die Straße schneller überqueren und können dadurch mehr Geschäfte pro Stunde besuchen.

7.      Autofahrer können sich schneller als Fußgänger darüber informieren, welche Geschäfte noch in der Hauptstraße existieren, bevor sie sich zum Einkauf entschließen.

8.      Wenn keine Autos mehr durch die Hauptstraße fahren, steigt der Sauerstoffgehalt der Luft - das führt dazu, dass Kunden hyperventilieren, was ihre Kaufbereitschaft mindert.

9.      In der engen Hauptstraße würde sich im Sommer die heiße Luft stauen, wenn sie nicht durch den Durchgangsverkehr bewegt wird.

10.  In der Karolingerzeit (8.-11. Jahrhundert) wurde die sog. Krönungsstraße angelegt, eine 252 km lange Verbindung zwischen den Städten Aachen und Frankfurt, die u.a. durch Rheinbachs Hauptstraße verlief - diese Straße wurde als Heer-, Handels- und Poststraße genutzt und muss monarchiebegeisterten Rheinbachern auch weiterhin für diese Zwecke verfügbar sein.

11.  Wer Rheinbach besucht, muss auch seine historische Hauptstrasse mit dem Auto durchfahren haben, damit er ein unvergessliches Erlebnis mitnehmen kann (ähnlich wie der Paris-Besucher die Champs Élysées).

12.  Der fehlende Verkehrslärm führt zu Irritationen bei den Besuchern der Hauptstraße – eine entsprechende Beschallung ist eine freiwillige Leistung der Stadt und aufgrund des Haushaltssicherungskonzepts nicht finanzierbar.

Was aber spricht nun dafür, dass die Hauptstraße autofrei wird? Dazu gibt es aus unserer Sicht leider nur ein Argument:

Ohne Autos wäre die Hauptstasse eine Fußgängerzone, in der sich die Besucher ohne Lärmbelästigung in sauberer Luft ungestört zwischen den Geschäften bewegen und in Ruhe ihre Einkäufe tätigen könnten.

Viele große und kleine Städte in Deutschland bieten solche Einkaufszonen. Wenn CDU, FDP und Gewerbeverein eine solche Lösung ablehnen und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit Rheinbachs als attraktive Einkaufsstadt gefährden, lässt dies auch auf deren Zukunftsvision schließen: Ohne Räder läuft nichts mehr, insbesondere kein Mensch!